Alzheimer Demenz in Verbindung mit mangelhafter Vitamin- und DHA- Versorgung

Alzheimer Demenz in Verbindung mit mangelhafter Vitamin- und DHA- Versorgung

Artikel aus www.Sciencedirect.com:

Mangelhafte Versorgung alternder Menschen mit Vitaminen und DHA (einer Omega-3-Fettsäure) und ihre Auswirkungen auf Gehirnalterung und alzheimer-ähnliche Demenz.

So lautet unsere Übersetzung der Überschrift eines höchst interessanten Artikels in englischer Sprache zu einem Thema, das in Deutschland schon heute einen immer größer und älter werdenden Teil der Bevölkerung betrifft.*

*Der Artikel selber ist unter folgendem Link zu finden: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0899900714003396/

*Der Artikel ist ein sog. „open access article“. Die Bedingungen für den kostenlosen Gebrauch des Artikels sind unter folgendem Link zu finden.http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/

Unsere nachfolgende Zusammenfassung des Artikels ist unvollständig. Wir greifen nur die Teile heraus, die uns wichtig erscheinen.

Die Autoren haben mehr als 200 wissenschaftliche Beiträge in eine Übersicht einbezogen und schlussfolgern: Die Übersicht liefert einige Anhaltspunkte dafür, dass Vitamine und DHA (eine Omega-3-Fettsäure) sowohl einer alternden Bevölkerung als auch gefährdeten Individuen hilft, das Altern des Gehirns zu verlangsamen und vor dem Beginn der Pathologie der Alzheimer-Krankheit zu schützen.

Besonders interessant sind dabei, die Auswirkungen des Alterns auf die Einnahme von Nährstoffen und deren Verwertung. Gewisse Sozialumstände sowie körperliche Debilität begleiten oft im Alter die Pathologie des Alterns:

  • kleineres Einkommen im Ruhestand
  • weniger Mobilität
  • weniger Sozialkontakte
  • Einnahme diverser Arzneimittel
  • Chronischer Alkoholismus
  • Depressive Stimmung
  • Verlust an Appetit, kleinere Mahlzeiten, eventuell weil das Hungergefühl dem Mageninhalt nicht mehr richtig entspricht.
  • Unfähigkeit, Mahlzeiten selber zuzubereiten
  • Abnahme der Fähigkeit, normale Fluktuationen der Energieeinnahme durch das Essen zu kompensieren
  • Geschwächter Geschmacks- und Riechsinn
  • Zahnprothese, die nicht mehr passt
  • Weniger Speichelbildung aufgrund des Alters oder der Einnahme von Medikamenten
  • Weniger Magensäure, Schleim und Pepsin werden gebildet
  • reduzierte Magenentleerung
  • schlechte Nährstoffverwertung
  • Verlagerung der Darm-Mikrobiota: Mehr Enterobakterien, weniger Anaerobier und Bifidobakterien. Dies erhöht die Anfälligkeit von Durchfallerkrankungen
  • Schwächeres Immunsystem
  • Verstopfung aufgrund fehlender Bewegung, Austrocknung, geringer Einnahme von Ballaststoffen oder einer Behandlung mit Medikamenten

Diese o.g. Änderungen im Leben des alternden Menschen stehen in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Mangelernährung und für eine mangelhafte Zufuhr von Mikronährstoffen.

Hohe Dringlichkeit: Alzheimerkrankheit

Die Autoren besprechen die Dringlichkeit, eine Antwort auf die Alzheimerkrankheit zu finden: Sie ist eine altersbedingte, fortschreitende neurologische Krankheit. Sie ist die Hauptursache von seniler Demenz und die viertführende Todesursache in industrialisierten Ländern. Mehr als 35 Millionen Personen sind weltweit betroffen und man erwartet, dass sich diese Zahl bis 2050 vervierfacht. Bis 2050 erwartet man in den USA 13,5 Millionen Patienten. Bisher hat man kein heilendes Mittel entwickelt. Die Alzheimerkrankheit ist eines der dringlichsten Probleme der Welt.

Fortschreitender Erinnerungsverlust, der von einer zweiten kognitiven Fehlfunktion, z. B. Beeinträchtigung der Sprache oder mangelhafte Informationsverarbeitung, begleitet ist, führt zu der vorläufigen Diagnosis Alzheimerkrankheit. Eine endgültige Diagnosis ist nur durch eine Biopsie möglich, bei der man ein Gewirr von intrazellulären Nervenfasern, extrazelluläre amyloide Plaques und neuronalen Verlust feststellt.

Ein großes Problem ist, dass die Krankheit schon fortgeschritten ist, wenn man die Diagnosis feststellt. Die Eiweißaggregaten (amyloide Plaques) haben bereits mehrere zelluläre Änderungen ausgelöst, die zu irreversiblen neuronalen Verletzungen und zu einem neuronalen Verlust geführt haben. Anti-Amyloid-Therapien sind enttäuschend. Keine Theorie erklärt völlig die Pathologie der Krankheit.

Ernährungszustand der alternden Bevölkerung

Der Energiebedarf älterer Menschen ist kleiner als der junger Erwachsenen mit vergleichbaren Eigenschaften (Größe Gewicht, Aktivitätsspiegel). Aber der Bedarf an Nährstoffen bleibt nach wie vor hoch. In den USA machen Lebensmittel mit viel Energie und wenig Nährstoff ca. 25% der gesamten Energiezufuhr bei Menschen aus, die mindestens 50 Jahre alt sind. Bei ca. 50 – 75% der Bewohner deutscher Altersheime hat man eine niedrige Energiezufuhr festgestellt. Eine hohe Dichte an Nährstoffen in Lebensmitteln ist also wichtig für die ältere Bevölkerung. Wenn weniger Haushaltsgeld für Lebensmittel zur Verfügung steht, senkt sich die Nährstoffdichte der eingekauften Lebensmittel.

Verschiedene Nährstoffe sind entscheidend für die gesunde Gehirnfunktion, insbesondere für die älterer Menschen. Ihre ausreichende Zufuhr ist also äußerst wichtig.

Daten aus verschiedenen Umfragen in den USA zur Ernährung ergeben, die Einnahme von Vitaminen A, C, D, E, K und Folat ist bei einem erheblichen Anteil der älteren Bevölkerung zu niedrig. In Deutschland scheint die Zufuhr an Vitamin D und Folat für Personen 65 – 80 Jahren in Institutionen und in gemeinsamen Wohnstätten kritisch zu sein. Auch kritisch ist die Versorgung mit Vitamin E und C. Eine Quelle verbindet den Aufenthalt im Krankenhaus (für ältere Menschen eher wahrscheinlich) mit einer Verschlechterung des Ernährungsstatus.

Ein Grund für die hohe Verbreitung der zu niedrigen Zufuhr von Nährstoffen, auch in reichen Gesellschaften, ist das Nicht-Wissen des Problems. Dieses Wissen fehlt nicht nur der allgemeinen Öffentlichkeit, sondern auch den Fachleuten des Gesundheitswesens.

Ein weiterer Anlass zur Sorge ist die Verwertung von Vitamin B12. Die Einnahme von Vitamin B12 durch ältere Menschen in den USA - so wird berichtet - liegt meist über der empfohlenen Tagesempfehlung, aber gleichzeitig steigt die Häufigkeit von atrophischer Gastritis (sie verhindert die Aufnahme von Vitamin B12) bei älteren Menschen. Auch die Empfehlung für Patienten mit Malabsorption, mindestens 1000 mg pro Tag zu sich zu führen, ist kaum machbar durch eine normale Ernährung. Zusätzliche Supplementierung tut not.

Dem erhöhten Bedarf an Kalzium und Vitamin D und anderen Nährstoffen im Alter ist durch die Ernährung allein schwer gerecht zu werden. Dies gilt auch für Vitamin E, ein wichtiges Antioxidanz.

Charakteristische Marker der Alzheimerkrankheit

Ein gesundes Gehirn ist ein Organ mit einem sehr hohen Bedarf an Nährstoffen und Energie. Die Aufrechterhaltung gesunden Neuralgewebes ist streng reguliert und hängt von einer optimalen Einnahme von Vitaminen, Struktur-Nährstoffen und Mineralien ab. Das Gehirn ist metabolisch sehr aktiv und ist von Glukose für die Energieproduktion abhängig. Es verbraucht ca. 20% der gesamten Glukose im Blut, obwohl es nur 2-3% des Gewichts eines Erwachsenen ausmacht. Dieser hohe Bedarf an Energie macht das Gehirn anfällig für metabolische Unzulänglichkeiten, die durch einen Mangel an notwendigen Nährstoffen verursacht werden.

Neuronen können sich nicht teilen, sie sind extrem spezialisiert und langlebig. Deshalb haben sie eine begrenzte Fähigkeit, mit Stress und anhäufenden altersbedingten Ereignissen fertig zu werden. Weil sie sich nicht neu bilden, könnte das Anhäufen von Schäden die Fähigkeit zum Beheben der Schäden überwiegen. Es kommt hinzu, dass verglichen zu anderen Organen die antioxidative Ausstattung der Gehirnneuronen weniger aktiv ist.

Der Bedarf des alternden Gehirns an essentiellen Nährstoffen, einschließlich Vitamine, ändert sich also und dieser Bedarf ist sogar noch ausgeprägter bei Demenz und Depression. Bei Patienten mit der Alzheimerkrankheit sind Marker von oxidativem Stress erhöht. Zu dem normalen Altern des Gehirns scheint ein Verfall der mitochondrialen Funktion zu gehören. Dieser Prozess gehört aber auch zu einer Vielzahl neurodegenerativer Beschwerden. Ein wahrscheinlicher Grund für diesen Funktionsverlust ist das altersbedingte Anhäufen oxidativer Schäden der mitochondrialen Proteine.

Das Resultat: Strukturelle Deformierungen und Fehler bei Schlüsselfunktionen von Enzymen. Dies führt wiederum zu einer Knappheit an Energie für die Neuronen, was eine pathogene Kaskade initiieren könnte. Das Ergebnis ist ein altersbedingter Verlust an Neuronen.

Erhöhtes Risiko für Gehirnfunktionen durch Mangel an Mikronährstoffen

Ältere Personen, die unzureichend mit Mikronährstoffen und Antioxidantien versorgt sind, könnten ein erhöhtes Risiko für Änderungen der Gehirnfunktionen und für einen Verlust an mentalen und emotionalen Fähigkeiten tragen. In klinisch normalen, älteren Erwachsenen hat man einige neuropathologische Änderungen, die mit der Alzheimerkrankheit (erhöhte Amyloidmenge) und mit zerebrovaskulärer Krankheit (weiße Substanz Hyperintensität) in Zusammenhang stehen.

Längsschnittstudien (Erfassungen von Veränderungen von Individuen oder Gruppen über die Zeit hinweg) mit kognitiv normalen älteren Erwachsenen weisen auf, dass bis zu 45% der nicht-dementen Individuen die Kriterien einer Alzerheimerkrankheit histopathologisch (durch mikroskopische Untersuchung) erfüllen würden. Es kommt hinzu, das Schema regionaler Verbreitung pathologischer Veränderungen in nicht-dementen Kontrollen passt zu dem Schema der Verbreitung von Alzheimerkranken.

Immer mehr Beweise aus pathologischen Studien unterstützen die Ansicht, dass die Alzheimerkrankheit am Ende eines Spektrums liegt, das mit asymptomatischen Läsionen in kognitiv normalen Erwachsenen beginnt, leicht kognitive Beeinträchtigungen als Mittelphase hat und mit Demenz endet.

Die Wirkung essentieller Mikronährstoffe auf den Stoffwechsel des alternden Gehirns und auf die kognitive Gesundheit

Mehrere Wege werden identifiziert, wodurch Mikronährstoffe die kognitive Funktion beeinflussen.

Sie beeinflussen

  1. die Synthese der Neurotransmitter, Aminosäuren und Steroiden
  2. neuronale Membraneigenschaften
  3. Rezeptorbindungen mehrerer Neurotransmitter
  4. die Energieproduktion im Gehirn

Auch der Stoffwechsel von Homocystein beeinflusst die kognitive Funktion des Gehirns Erwachsener. Homocystein-Plasmawerte sind bei kognitiven Beeinträchtigungen signifikant höher als die von Kontrollen. Ebenso steht die Schwere der kognitiven Beeinträchtigung in Verbindung mit erhöhten Homocystein-Plasmawerten. Wichtig für den Homocystein-Stoffwechsel sind Folat, Vitamin B6 und B12. Berichtet wurde, dass ein erhöhtes Risiko für die Alzheimerkrankheit bei niedrigen Werten für Folat und Vitamin B12 besteht. Von einer Quelle wurde der Vorschlag vorgetragen, dass bei alternden Männern ein hoher Homocysteinwert kombiniert mit niedrigen Vitamin B-Werten den kognitiven Verfall vorhersagt.

Die Vitamine E und C spielen wahrscheinlich eine Rolle als Antioxidanz im Gehirn. Vitamin C ist notwendig für die Synthese der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin. Es ist zur Wiederverwertung von Vitamin E als Antioxidanz notwendig. Vitamin E ist wichtig für die gesunde neuronale Funktion. Als Bestandteil neuronaler Membrane verhindert Vitamin E die Oxidation von Lipiden und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Es regelt Enzymaktivitäten und beeinflusst die Genexpression. Niedrige Plasmawerte für Vitamin E werden in Zusammenhang mit einer höheren Wahrscheinlichkeit gebracht, leichte kognitive Beeinträchtigungen bzw. die Alzheimerkrankheit zu bekommen.

Vitamin D und die Auswirkungen auf Stimmungen

Niedrige Vitamin D Werte werden mit Angstgefühlen und einer Stimmungsrückgang gebracht, besonders in den Wintermonaten. Neuerliche Daten zeigen auf, dass Supplementation mit Vitamin D über 5 Tage den Stimmungsrückgang verhindert. Mehrere neue Studien weisen auf die Wichtigkeit des Vitamin D für die normale kognitive Funktion hin, insbesondere für die ältere Bevölkerung.

Langkettige Omega-3-Fettsäuren, z.B. DHA (Docosahexaensäure) sind wichtige Bausteine der neuronalen Zellmembrane und sind maßgeblich an der Gehirnentwicklung, der Übertragung zwischen den Nervenzellen, der Regulierung der Ionenkanäle und dem Neuroschutz beteiligt. Der DHA-Spiegel im Gehirn nimmt mit dem Altern ab, besonders unter Alzheimerkranken, was darauf hinweist, dass ein reduzierter DHA-Spiegel zu einem Rückgang des Erinnerungsvermögens und anderer kognitiver Funktionen beitragen könnte.

Neuere Daten sprechen für eine Rolle der Supplementierung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren zur Verlangsamung des kognitiven Rückgangs - wenn die Behandlung vor dem klinischen Erscheinungsbild der Demenz stattfindet. Diese Studien suggerieren aber, dass die günstigen Wirkungen der Supplementierung eventuell auch auf den Status der Krankheit, auf andere Nährstoffe und auf den Status von Apolipoprotein-E abhängen. Im Allgemeinen unterstützen die Daten das Potenzial von DHA, kognitive Funktionen bei der älteren Bevölkerung zu fördern, wenn DHA vor dem Eintritt der Symptome der Alzheimerkrankheit eingenommen wird. Wenn DHA danach eingenommen wird, ist der Vorteil bestens marginal.

Der Schlüssel zu mentalem Wohlbefinden

Es ist bekannt, dass Malnutrition (Mangel- bzw. Fehlernährung) oxidativen Stress und Entzündungsprozesse im alternden Gehirn verursachen, was wiederum Nervengewebe und Gehirnfunktionen beim Alterungsprozess kompromittieren. Eine mangelhafte Versorgung des Gehirns mit Mikronährstoffen kann zu einer reduzierten Durchblutung des Gehirns oder zur Gehirnatrophie führen. Nach mehreren Jahrzehnten können diese Zustände zu einem Alzheimergehirn führen. Es gibt eine Fülle an Beobachtungen und experimentellen Kenntnissen, welche darauf hinweisen, dass die wirkungsvolle Gehirnfunktion von einer ausreichenden und konstanten Nährstoffversorgung abhängt und spezielle Mikronährstoffe die Schlüssel zu kognitiver Leistung und mentalem Wohlergehen sind.

Unsere Anmerkung

Für Interessierte geben wir weitere Überschriften an:

  1. Epidemiologic data on the role of micronutrients in cognitive health and AD (Alzheimer disease)
  2. Randomized controlled trials examining nutrients for AD prevention and treatment
  3. Discussion
  4. Conclusion
  5. Acknowledgements
  6. References
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